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Wann ist eine digitale Plattform eigentlich nachhaltig?

Menschen vernetzen, Lebensmittel bestellen oder individuelle Mobilitätslösungen – all dies ist heute über digitale Plattformen möglich. Einige sehen hierin eine Chance für nachhaltige Geschäftsmodelle, mehr Umweltschutz und Inklusion. Doch welche Aspekte sind im Kontext der Nachhaltigkeit eigentlich zu betrachten? Und welche Rolle spielt dabei die Regionalität? Das könnt ihr im Folgenden erfahren.

Nachhaltigkeit Plattformen

Ernährung

Hier werfen wir einen Blick auf digitale Plattformen im Bereich Ernährung, deren regionale Verankerung sowie deren Nachhaltigkeitseffekte.

Mobilität

Hier werden digitale Mobilitätsplattformen hinsichtlich Regionalität und potentiellen Nachhaltigkeitseffekten genauer unter die Lupe genommen.

Nachhaltige Plattformen Ernährung

01

Regionalität

Wie lässt sich Regionalität für digitale Plattformen beschreiben?

02

Nachhaltigkeitseffekte

Was sind die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Effekte?

03

Regionalität und Nachhaltigkeit

In welchem Zusammenhang stehen Regionalität und Nachhaltigkeit?

Ernährung

Geschäftsmodelle digitaler Ernährungsplattformen

Im Folgenden sind unterschiedliche Geschäftsmodelle von Ernährungsplattformen dargestellt. Einige Plattformen stellen auch eine Zwischenform dar und vereinen beispielsweise Onlineshop und Abo-Angebote.

Digitale Ernährungsplattformen

Biokisten gab es bereits analog. Einige Plattformen bieten nun die Möglichkeit, Gemüse- und Obstkisten oder auch Kochboxen online auszuwählen und zu bestellen. Anders als im Onlineshop, erfolgen die Lieferungen regelmäßig – zum Beispiel im Zweiwochentakt.

Abo-Modell

Vergleichbar anderer Produkte, können hier Lebensmittel im Internet bestellt und bezahlt werden. Diese werden anschließend nach Hause geliefert – per Kühllaster oder per Paket. Der Vorteil liegt vor allem im Komfort, von zuhause aus Lebensmittel bestellen zu können.

Onlineshop
Andere Geschäftsmodelle

Manche Plattformen lassen sich keinem der anderen Geschäftsmodelle zuordnen. Die Plattform IPGarten etwa lässt Nutzer:innen vom Sofa aus Gemüse anbauen. Aussaat und Ernte erfolgen durch lokale Bauern und Bäuerinnen, die Erntekisten werden abgeholt oder nach Hause geliefert.

Produzenten-Konsumenten-Interaktion

Diese Plattformen setzen sich zum Ziel, Erzeuger:innen und Verbraucher:innen zusammenzubringen. Sie bündeln die Produkte verschiedener Anbieter und überlassen ihnen zudem, welche Produkte sie zum Verkauf stellen und zu welchem Preis.

Regionalität

Regionalität digitaler Ernährungsplattformen

Betrachtet man den Faktor Regionalität, lassen sich bei Ernährungsplattformen drei Dimensionen unterscheiden: wo sitzt der Plattformbetreiber? Wo kommen die Produkte her? Wohin werden sie geliefert?

Ökodorf Brodowin

Marktschwärmer

Querfeld

Markta

Ökodorf Brodowin

Im Ökodorf Brodowin werden Lebensmittel in Demeter-Qualität erzeugt. Der Onlineshop startete 2003 und umfasst heute neben den eigenen Erzeugnissen auch Bioprodukte von anderen regionalen Erzeuger:innen und von nationalen und internationalen Bioanbietern.

  • Produktbezug: regional, zum Teil überregional und international
  • Standort: Brandenburg
  • Lieferung: regional

Karte Brodowin
Brodowin

Marktschwärmer

Marktschwärmer vereint Onlineshop und Marktstand: die Lebensmittel werden im Internet bestellt und zu einer festen Zeit an einer sogenannten Schwärmerei abgeholt. Die Plattform ist dezentral aufgebaut, das heißt in jeweils einer Region kommen verschiedene Erzeuger:innen und Verbraucher:innen zusammen.

  • Produktbezug: aus Ø 40 km
  • Standort: Unternehmenssitz in Berlin, Schwärmereien in ganz Deutschland
  • Lieferung: regional
Karte Deutschland
Berlin

Querfeld

Querfeld vertreibt „krummes“ Bio-Obst und Gemüse an Geschäfts- und Privatkunden. Die Produkte stammen mehrheitlich von Biobauernhöfen der jeweiligen Region. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit spanischen Erzeuger:innen.

  • Produktbezug: regional, Spanien
  • Standort: Berlin
  • Lieferung: Berlin, München

Karte Deutschland
Berlin
München

Markta

Markta ist ein digitaler Bauernmarkt mit Sitz in Wien, der auf regionale Produkte aus Klein- und Familienbetrieben spezialisiert ist. Die Bestellungen werden in einem eigenen Logistikzentrum gebündelt und von dort aus an die Kund:innen verschickt.

  • Produktbezug: landesweit, zum Teil international
  • Standort: Wien
  • Lieferung: landesweit
Karte Markta
Wien

Großbetriebe auf dem Vormarsch

Der Wandel in der Landwirtschaft hin zu großen Betrieben zeigt sich am Beispiel der Schweinehaltung besonders deutlich. Digitale Plattformen können gezielt auf regionale Produkte aus Klein(st)betrieben setzen und so dem Höfesterben begegnen.

Schweinehaltung

Im Jahr 2010 gab es in Deutschland noch 4 200 Höfe mit Beständen unter 100 Schweinen.

Knapp neun Jahre später waren es nur noch 1 700 – ein Minus von 60 %. Quelle: Statistisches Bundesamt

Nachhaltigkeitseffekte

Der Weg zu 100% Nachhaltigkeit

Digitale Ernährungsplattformen können verschiedene positive und negative Effekte haben. Die wichtigsten Hebel für mehr Nachhaltigkeit sind hier zu sehen.

Zusätzlicher Absatzweg

Digitale Plattformen können eine Alternative zu Hofladen, Wochenmarkt, Einzel- und Großhandel darstellen.

Planungssicherheit

Werden Lebensmittel online gekauft, liefern die Erzeuger:innen nur aus, was tatsächlich bestellt wurde

Flexible Preisgestaltung

Erzeuger:innen profitieren, wenn sie entscheiden, welche Produkte sie einstellen und zu welchem Preis.

Wirtschaftliche Effekte

Lebensmittelabfälle

Manche Plattformen setzen bewusst auf “krummes” Gemüse, das für gewöhnlich vernichtet wird.

Biologische Lebensmittel

Ökologischer Landbau und Viehzucht belasten die Umwelt deutlich weniger und sorgen für mehr Tierwohl.

Logistik

Die Anfahrts- und Lieferwege, die ein Produkt zurücklegt, beeinflussen wesentlich seinen CO2-Fußabdruck.

Verpackung

Verpackungsmüll wird dort vermieden, wo Gemüse und Obst lose in Kisten und eigene Taschen verpackt wird.

Ökologische Effekte

Vernetzen

Plattformen können gezielt Erzeuger:innen und Verbraucher:innen zusammenbringen.

Zugang zu Lebensmitteln

Neue Geschäftsmodelle können den Zugang zu regionalen und nachhaltigen Produkte verbessern.

Gesunde Ernährung

Plattformen fördern eine gesunde Ernährung, wenn sie auf Gemüse und Obst statt Fertigprodukte setzen.

Soziale Effekte

Nachhaltigkeit

Regionalität und Nachhaltigkeit

Diese Effekte hat Regionalität

regional digital nachhaltig

Wenn Plattformen auf regionale Produkte setzen, hat dies gleich mehrere positive Effekte.

Baum Nachhaltigkeit

Vernetzen innerhalb der Region

Förderung der lokalen Landwirtschaft

Kürzere Transportwege

Weitere Effekte regionaler Plattformen

Plattformen mit regionaler Ausrichtung setzen zudem häufig auf faire Preise, ökologische Produkte oder auch “krummes” Obst und Gemüse. Sie schaffen damit einen zusätzlichen Mehrwert.

Regionalität und Skalierbarkeit stehen zudem in keinem Widerspruch! Dezentrale Geschäftsmodelle sind die Lösung.

Mobilität

01

Regionalität

Urban oder doch auf dem Land? Was bedeutet Regionalität für digitale Mobilitätsplattformen?

02

Nachhaltigkeitseffekte

Was sind die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Effekte?

03

Rahmenbedingungen

Was trägt dazu bei, digitale Mobilitätsplattformen nachhaltiger zu gestalten?

Mobilität

Überblick zu untersuchten Plattformen

Digitale Mobilitätsplattformen sind im Prinzip virtuelle Marktplätze, auf denen Mobilitätsanbieter ihren Service einfach für verschiedene Nutzer:innen bereitstellen. Über die Plattform können Mobilitätsangebote mit unterschiedlichen Nutzerbedarfen gematched werden.

Kleinbus

Ähnlich wie beim Rufbus wird eine Fahrt bedarfsorientiert über eine App gebucht.

E-Kleinbus
(E-)Fahrrad

Verfügbare Räder werden in der App angezeigt und über diese gebucht sowie gezahlt.

E-Fahrrad
ÖPNV

Die Angebote des ÖPNVs können über eine App gebucht und bezahlt werden.

ÖPNV

Ride-
Pooling

Mobility-as-a-Service

E-Scooter

Die Position sowie der Akku- oder Ladezustand werden in der App angezeigt.

E-Scooter
Weitere Mobilitätsformen

Neue Angebote können eine Alternative zum motorisierten Individualverkehr bieten.

Andere Mobilitätsformen
(E-)Auto

Eine App zeigt den Standort des Fahrzeugs, der Ladesäulen und entsprechende Parkplätze.

E-Auto

Regionalität

Beispiele für digitale Mobilitätsplattformen

Digitale Mobilitätsplattformen können sich hinsichtlich der regionalen Einbettung stark unterscheiden. Besonders das Operationsgebiet spielt dabei eine entscheidende Rolle, wie die folgenden Beispiele verdeutlichen.

Lokal

Regional

Überregional

freYfahrt: Ride-Pooling auf dem Land

Als On-Demand-Shuttle-Angebot kommt das Shuttle, anders als der konventionelle Linienbus auf dem Land, direkt auf Abruf und ist innerhalb des ganzen Gemeindegebiets Freyung verfügbar. Die Fahrt kann bequem über die App oder per Telefon gebucht und auf der Karte getrackt werden.

  • Bedarfsorientiertes On-Demand auf dem Land
  • Über 300 virtuelle Haltestellen
  • Integration mobilitätseingeschränkter Passagiere

Karte Deutschland
Freyung

regiomove: Mobilität aus einer Hand

Die multimodale Mobilitätsplattform im Großraum Karlsruhe dient der intelligenten Verknüpfung und Bündelung der regionalen Mobilitätsangebote (ÖPNV, Bike- und Car-Sharing). Dabei funktioniert die Planung, Buchung und Bezahlung verkehrsmittelübergreifend in nur einer App.

  • Einfache Mobilität für die gesamte Region
  • Alle Verkehrsmittel in einer App
  • Personalisierbare Mobilitätsauswahl
Karte regiomove
Karlsruhe

REACH NOW: Eine App, viele Städte

REACH NOW ist eine mulitmodale Mobilitätsplattform. Ziel ist, alternative Angebote zum motorisierten Individualverkehr zu schaffen und urbane und multimodale Mobilität einfach zugänglich zu gestalten. Über eine App wird Mobilität in mehreren deutschen und internationalen Städten angeboten.

  • Alle Verkehrsmittel in einer App
  • In vielen deutschen Großstädten und Wien verfügbar
  • Planung, Buchung und Bezahlung in einer App
Karte Deutschland
Berlin
Düsseldorf
Köln
München
Hamburg
Stuttgart
Karlsruhe
Auto Treibhausgase

Eine Fahrt im herkömmlichen PKW verursacht 147gr schädlicher Treibhausgase (CO2, CH4 und N2O) pro Personenkilometer.

Öffentliche Verkehrsmittel wie Straßen-, Stadt- und U-Bahnen erzeugen hingegen nur 58gr / Personenkilometer. Quelle: Umweltbundesamt

Nachhaltigkeitseffekte

Positive Effekte der nachhaltigen Mobilität

Ob eine Plattform wirklich nachhaltig ist, lässt sich beispielsweise dadurch bestimmen, inwieweit die soziale, ökologische oder ökonomische Nachhaltigkeit positiv beeinflusst wird. Wie solcher positiven Effekte digitaler Mobilitätsplattformen genau aussehen, ist hier dargestellt.

Ökologisches Bewusstsein

Ökologisches Bewusstsein

Digitale Mobilitätsplattformen verfolgen das Ziel, ein ökologisches Bewusstsein zu schaffen und dieses positiv zu beeinflussen.

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Emissionsarme Antriebsformen

Emissionsarme Antriebsformen

Digitale Plattformen fördern die Integration von Fahrzeugen mit emissionsärmeren und alternativen Antriebskonzepten (Null-Emission-Fahrzeugen, batterie- oder hybrid-basierte Systeme).

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E-Mobility

Senkung der PKW-Fahrten

Gerade durch die räumlich und zeitliche Ergänzung des ÖPNVs um neue und alternative Mobilitätsformen kann auf die Fahrt mit dem eigenen PKW verzichtet werden.

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Ökologisch

Absatzsteigerung

Absatzsteigerung

Es lassen sich neue Zielgruppen ansprechen und der Absatz steigern. Wird der Service in eine multimodale App integriert, entsteht zudem ein neuer Vertriebskanal.

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Zielgruppenerweiterung

Zielgruppenerweiterung

Durch die Vernetzung verschiedener Mobilitätsformen wird ein umfassendes Angebot geschaffen, das heterogenen Bedarfen entsprechend gebucht werden kann.

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Ökonomisch

Ökologisches Bewusstsein

Gemeinschaftssinn

Mobilität ist gemeinschaftlich – durch geteilte Mobilitätslösungen wird nicht nur der Geldbeutel, sondern auch die Umwelt geschont.

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Bevölkerungsschichten

Mobilität für alle

Mobilität wird möglichst einfach und kostengünstig einer breiten Zielgruppe zu Verfügung gestellt. Viele Plattformen bieten zusätzlich eine telefonische Buchung an.

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Angebotserweiterung

Angebotserweiterung

Das Verkehrsangebot vor Ort wird erweitert und attraktiver gestaltet. Den Bürger:innen wird somit eine verbesserte Alternative zum eigenen PKW geboten.

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Sozial

Rahmenbedingungen

Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Wie schaffen es die Plattformen wirklich nachhaltig zu sein und Nachhaltigkeitseffekte zu erzielen? Im Folgenden sind die Stärken der Plattformen beschrieben.

Mobilität App
Angebotsverbesserung

Hohe Bedürfnisorientierung, enge Zusammenarbeit mit den lokalen Stakeholdern vor Ort

Skalierbarkeit und Mobilität über regionale Grenzen hinweg

Soziale Integration

Fokus liegt auf der Integration sämtlicher Bevölkerungsschichten

Fokus liegt auf der Schaffung eines Angebots für einen hohen Bevölkerungsanteil

Anbieterauswahl

Fokus liegt auf der Förderung lokaler Anbieter und Startups

Fokus liegt auf der Integration großer, (inter)national operierender Anbieter

Ökologisches Bewusstsein

Lokalspezifisches Marketing und Incentivierung / Gamification

Überregionales Marketing, überregionale Sichtbarkeit, Incentivierung / Gamification

Nachh. Antriebskonzepte

Idealistische Haltung: So wenig Emissionen wie möglich und Förderung alternativer Antriebe

Realistische Haltung: So wenig Emissionen wie möglich bei Maximierung von Skaleneffekten

E-Scooter App

Ausblick

Was haben Ernährung & Mobilität gemeinsam?

Je regionaler die Ausrichtung einer digitalen Plattform, desto stärker sind auch die Nachhaltigkeitseffekte. Das regionale Netzwerk und die starke Bedürfnisorientierung an den regionalen Begebenheiten sind dabei zentrale Treiber. Das bedeutet, dass die regionale Einbettung von Plattformen notwendig ist. Genau dafür sind die Akteure vor Ort gefragt – von der öffentlichen Hand, dem Biobauern bis hin zum Mobilitätsanbieter – um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Das Projekt

regGEM:digital

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und läuft bis Ende März 2021. Das Projektkonsortium besteht dabei aus dem Öko-Institut, dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart (IAT).